Dorothea Winkler wuchs in der Schlossberggasse in Hacking gegenüber der Dominikanerinnen auf. Später ging sie in die Fichtnergasse.
Meine Eltern hatten das Haus in der Schlossberggasse lange vor Beginn des ersten Weltkrieges gemietet. Ich möchte besonders erwähnen, daß wir nach 1938 nicht delogiert wurden, obwohl der Zins infolge des Mieterschutzes ein verhältnismäßig niedriger war. Meine Eltern und die Schwester meiner Mutter wohnten dort bis zur Zwangsdelogierung in die Liechtensteinstraße.
An den hohen Feiertagen wurde von der jüdischen Gemeinde in einem Gasthaus in der Auhofstraße (in der Nähe der Schlossberggasse) ein Saal gemietet, wo die Feiern, die von meiner Familie besucht wurden, abgehalten wurden.
Unserem Haus gegenüber befand sich ein Kloster der Dominikanerinnen und es machte uns Kindern große Freude, die Schwestern im Wirtschaftshof zu besuchen. Sie versäumten es nie, jedem von uns Kindern zu seinem Namenstag einen Teller mit Obst und Bäckerei zu schicken, was in der Hungersnot nach dem ersten Weltkrieg eine besondere Freude für uns war.
Ich selbst wurde bis zur dritten Klasse Mittelschule zu Hause unterrichtet, da ich infolge einer Nierenkrankheit zu schwach war, die Schule zu besuchen. Dann kam ich in das humanistische Gymnasium in der Fichtnergasse, das damals zum ersten Mal ein Mädchen aufnahm. Natürlich hatte ich zuerst unter antisemitischen Angriffen zu leiden, was aber nach einem Jahr eingestellt wurde. Von den Professoren wurde nie ein Unterschied gemacht.