Dr. Strauss wuchs in der Lainzer Straße auf. Er verließ Hietzing Richtung Australien und wurde schließlich Universitätsprofessor in den USA.
Schulzeit
Ich besuchte das Hietzinger Gymnasium von der 1. bis 7. Klasse zwischen 1931 und 1938 und wohnte damals in Sulz im Wienerwald (seinerzeit Sulz-Stangau). Ich fuhr jeden Tag mit dem Autobus zur Schule (Fahrzeit 1 Stunde). Ich bin noch heute stolz auf die ausserordentliche Erziehung, die ich dort bekam und habe viele (meistens gute) Erinnerungen. Von den Professoren möchte ich besonders unseren Klassenvorstand Prof. Oskar Swoboda erwähnen. Er hatte großen Einfluss auf mich. Nach dem „Anschluss“ drückte er seine gute Gesinnung für und jüdische Schüler in verschiedenen Wegen aus, obwohl er natürlich nichts offen sagen konnte. Im großen Gegensatz waren gewisse andere Professoren ganz offene Nazianhänger. Im Mai 1938 wurden alle jüdischen Gymnasiasten in einer Schule (Wasagasse, Hernals) gesammelt, wo wir dann das Schuljahr beendeten. Wir bekamen ein Zeugnis mit einer Klausel „Dieser Schüler wurde ordentlich abgemeldet. Keine Einwendung gegen Annahme in einer anderen Schule“. Aber da war natürlich keine andere Schule für Juden. Ein Beispiel wie solche Verfolgungen immer gemäß einem „Gesetz“ gemacht wurden.
Familie
Unsere Familie hatte seit Jahren eine Mietwohnung in der Lainzerstraße Nr. 134, wo ich manchmal auch für kurze Zeit wohnte. In den Jahren vor 1938 wohnte mein Onkel Max Löwy dort. Er wurde verhaftet und nach Dachau gebracht. Mit Hilfe eines falschen Visums für Cuba konnte er herauskommen. Er kam nach Frankreich, war in der Resistance tüchtig und starb möglicherweise an Verletzungen vom KZ. Unsere Familie hatte dann das Sanatorium Dr. Löwy (benannt nach Dr. Emil Lövy, gestorben 1934) 1890 in Sulz gegründet. Wir waren die einzige jüdische Familie dort. Mein Vater war der Gemeindearzt und eine Vielzahl der Leute von Sulz arbeiteten im Sanatorium. Viele Sulzer waren sympathisch und haben uns geholfen. Mein Vater verlor später seine Stelle als Gemeindearzt, doch das Sanatorium blieb weiter offen. Leute aus Wien kamen hierher, weil es draussen sicherer war. Ein Kommissar wurde uns zugeteilt (alle jüdischen Unternehmen mussten einen haben) und wir mussten für seinen Unterhalt (mit seiner Familie) zahlen. Bald ging der Betrieb zugrunde und wir versuchten mit großen Anstrengungen Emigrationsdokumente zu bekommen.
„Kristallnacht“
Während der „Kristallnacht“ im November 1938 wurden wir in der Nacht von Männern aufgeweckt. Sie brachten uns zum Nordbahnhof wo Züge bereit standen. Der lokale Gendarmerieinspektor (war früher ein Nazi) war auch da. Er folgte meinem Vater in die Toilette, sperrte die Tür zu und sagte, dass diese Leute nicht wissen was sie tun. Am Bahnhof gehen sie herum, mischen sich unter die Leute und gehen langsam weg. Nach einer sehr furchterrenden Fahrt zum Bahnhof war es so wie der Inspektor gesagt hatte. Wir nahmen eine Straßenbahn und fuhren für mehrere Stunden. Nach einigen Tagen in der Lainzer Wohnung kehrten wir nach Sulz zurück. Mit großem Glück bekamen wir noch rechtzeitig die nötigen Dokument und konnten auswandern.
Persönliche Details
Februar 1939 Auswanderung nach Australien. Arbeitete und studierte Chemie und Chemie-Ingenieur als Abendstudent. 1952 kam ich in die USA, absolvierte dort das Studium zum Doktorat in Chemie. Begann dort eine akademische Laufbahn und war Professor an der Rutgers University. Jetzt bin ich Professor Emeritus (in Pension).