Teil 1
Meine Jugend in Hietzing war eine glückliche Zeit für mich. Ich wurde 1914 in Wien geboren, und bin in der Wattmanngasse 7 aufgewachsen. Ich fühlte mich besonders in Alt-Hietzing zu Hause. St. Veit und Lainz waren ferne Gegenden, Penzing und Hetzendorf terra incognita. Ich besuchte die Volksschule Am Platz und dann das Gymnasium in der Fichtnergasse.
Ich denke oftmals an die Zeit, als ich mit meinem Vater zum Gottesdienst in den Tempel in der Eitelbergergasse ging. Diese Synagoge war die neueste in Wien, in einem bemerkenswerten modernen Stil gebaut. Bevor wir diesen Tempel hatten, wurden die Gottesdienste an den hohen Feiertagen in einem Saal des Gasthauses „Weißer Engel“ am Hietzinger Platz abgehalten.
Ich war mit der begabten Familie Prohaska sehr befreundet und verbrachte viele Stunden in deren Haus Maxingstraße 18. (Putz Prohaska‘s Vater, der Maler Julius Schmid, kaufte das Haus direkt von Johann Strauß, der dort „Die Fledermaus“ komponiert hatte).
Ich glaube, Siegfried Trebitsch, der Übersetzer von George Bernhard Shaw, wohnte in der Nähe – ich habe ihn aber nicht kennen gelernt.
Teil 2
Nach meiner Matura, 1933, begann ich an der Wiener Universität Medizin zu studieren. Ich war in meinem letzten Studienjahr und bereitete mich auf die Endprüfungen vor, als der Anschluß mein Studium zu einem plötzlichen Ende brachte. Ich durfte nicht zu den Prüfungen antreten und mußte auswandern.Ich fand Zuflucht in Palästina, wo ich nach einigen hungrigen Monaten, als Masseur arbeiten konnte. 1942-1946 diente ich als Sanitäter in der Britischen Armee und fand die Möglichkeit, mein Medizinstudium 1946 in London wieder aufzunehmen. Ich bekam mein Diplom im Jänner 1949.